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Goaßlschnalzer gehören mittlerweile fest zur bayerischen Tradition: Die Kombination aus Kraft, Technik und Musik begeistert und fasziniert seit Jahrzehnten die Menschen. So eine schneidige Truppe gibt es jetzt auch in Schongau. Und beim Waldfest der „Schloßbergler“ haben sie ihren ersten großen Auftritt.

Wie lange es die Tradition des Goaßlschnalzens schon gibt, lässt sich nicht genau datieren. Wahrscheinlich, solange es Fuhrleute gibt. Denn diese benutzten im Laufe der Zeit individuelle Schlagfolgen mit ihrer Fuhrmannspeitsche, nichts anderes ist die Goaßl, um bei der Einfahrt in Ortschaften auf sich aufmerksam zu machen. Oder um die anderen vor Gefahrenstellen zu warnen. Die Fuhrwerke verschwanden nach Ende des Zweiten Weltkriegs – das Goaßlschnalzen blieb. 1963 wurde auf dem Münchner Oktoberfest ein erstes Preisschnalzen durchgeführt. Der Zulauf damals war aber noch sehr überschaubar. Erst Mitte der 70er Jahre nahm das Goaßln so richtig Fahrt auf – mit zahlreichen „Vergleichsschnalzen“, unter anderem auf Volksfesten, die so gut ankamen, dass sich eine richtige Schnalz-Woge über Bayern ergoss. Seit 1989 findet jährlich die Bayerische Meisterschaft statt. Entweder in Weilheim, Traunstein oder Miesbach.

Doch wie kommen jetzt die Schongauer dazu? Den Anstoß dazu gab Markus Heiserer – oder besser gesagt, seine Sängerkameraden. Als der Schongauer vor ein paar Jahren zum Männerchor des Trachtenvereins „Schloßbergler“ kam, sprach sich schnell herum, dass dieser Mitglied bei den Peitinger Goaßlern ist. Das weckte Begehrlichkeiten, denn einige der Sänger waren schon immer sehr angetan vom Goaßlschnalzen. Allein die Gelegenheit, dieses Hobby zu betreiben, war bis dato nicht gegeben. Also überredeten sie Heiserer vor drei Jahren, es doch mit ihnen zu versuchen. Als „Dräina“, wie er seitdem genannt wird, weil er seine Nachrichten damit unterschreibt. „Ich hab über drei Monate gebraucht, bis ich verstanden habe, was er damit meint“, erzählt Florian Langen und lacht.

Das war in der Folgezeit nicht das Einzige, was die vier Goaßler lernen mussten. Denn das Schnalzen ist eine relativ komplizierte Sache. Grundausstattung ist ein Stecken aus Fiberglas (früher waren es Haselnussstecken), ein Holzgriff (meist gedrechselt aus Eiche), ein Hanfstrick (am besten von einem Seiler gefertigt) und das Wichtigste: Der so genannte Schmitz (sprich: Schmiez). Das ist heutzutage meist eine synthetische Schnur. Sie erzeugt mit der Quaste, dem Endstück, den Überschallknall. Aber nur, wenn man die Technik beherrscht. „Mich hat das Goaßln schon immer fasziniert, die Kombination aus Musik, Technik und Kraft“, verrät Michael Braun, Brauchtumswart der „Schloßbergler“, seine Motivation bei den Goaßlern mitzumachen. Aber: „Man darf nicht aufgeben und braucht echt viel Geduld.“

Die Basis ist die „liegende Acht“, die die Goaßler mit der Peitsche „abbilden“ müssen. Daraus folgt, wenn´s gut geht, schon einmal der erste zaghafte Schnalzer. Diese Grundbewegung wird dann in einen Schlag nach vorne links und hinten rechts (Vorhand- und Rückhandschlag) übernommen. Beherrscht man das, kommt die „Triangel“ dazu. Dabei holen die Goaßler aus einer Zugbewegung zwei Schläge raus. „Das hat mich am Anfang echt gefuchst“, gibt Manfred Bader zu. Dazu kommt auch noch, dass die Schnalzer quasi so zeitversetzt zur Musik erfolgen müssen, dass es dann zusammenpasst. Stichwort: Timing. Und was ist mit der Kraft? „Die ist eher zweitrangig“, meint Markus Heiserer. Dennoch geben die Goaßler zu, bis heute „eigentlich nach jeder Probe einen Muskelkater“ zu haben. „Da fragt man sich jedes Mal, warum mache ich das eigentlich?“, sagt Florian Langen und schmunzelt. Denn eigentlich stellt sich den Vieren die Frage nicht. Alle sind vollauf begeistert von ihrem neuen Hobby. „Das Allerschönste ist, wenn ein Stück mal auf den Punkt gelingt, also alle Schläge sauber kommen“, fügt Manfred Bader an und strahlt.

Sauber heißt, dass das Timing zur Musik passt. Für diese ist seit den Anfangszeiten Franz Kriesmair, einer der Vereinsmusiker der „Schloßbergler“, mit seiner Ziach verantwortlich. „Das macht schon Spaß mit dieser Truppe, das ist ein lustiger Haufen“, reiht sich Kriesmair lachend in die immer gutgelaunte Gruppe ein. Ob er dadurch auch selber Lust aufs Goaßln bekommen hat? „Naa, ich bleib bei der Musik“, wehrt er entschieden ab. Ohne geht es ja auch nicht. Und bei den Schongauer Goaßlschnalzern auch nicht ohne Singen. Das bauen sie in ihre Auftritte selbstverständlich mit ein, sind sie doch alle passionierte Sänger des Männerchors.

Wer die Premiere der Goaßler nicht verpassen möchte, der sollte am 13. und 14. Juli ins Trachtenheim auf das Helgoland zum großen Waldfest der „Schloßbergler“ kommen. Die Veranstaltung ist öffentlich und der Eintritt frei.

Wer das Goaßlschnalzen einmal ausprobieren möchte, kann sich jederzeit bei Markus Heiserer unter der Telefonnummer 08861-7139341 melden. Geprobt wird jeden Donnerstag ab 20 Uhr auf der Wiese neben dem Trachtenheim, oder bei schlechtem Wetter in der Reithalle oberhalb des Krankenhausbergs.