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Ein Schongauer Urgestein wird 90 Jahre alt: Franz Dietrich. Doch wer jetzt glaubt, das Jubiläum wurde im engsten Kreis nachmittags bei Kaffee und Kuchen begangen, der irrt. Der Jubilar, der schon immer die Gesellschaft liebte, und das heute noch tut, feierte mit über 100 Gästen in seinen runden Geburtstag rein.

Am 1. Oktober 1933 wurde Franz Dietrich als ältestes von drei Kindern in Schongau geboren, und er hat seine Heimatstadt nie verlassen. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt vom Zweiten Weltkrieg. „Mein Vater wurde eingezogen, als ich in die Schule kam, und er kam erst aus der russischen Kriegsgefangenschaft, als ich im zweiten Lehrjahr war“, erinnert sich Dietrich. Eine schwere Zeit, die ihm heute noch in allen Details präsent ist. Wie eigentlich alle Begebenheiten seines Lebens. Seine Erinnerungen und Geschichten könnten Bücher füllen.

So weiß er auch noch ganz genau, wie er seine Ehefrau Maria kennengelernt hat, mit der er bis zu ihrem Tod 2020 verheiratet war. „Das war 1952, und ich bin nach der Arbeit mit dem Zug aufs Gaufest in Hohenpeißenberg gefahren.“ Und da stand sie, die „fesche Trachtlerin mit den schönen Haaren aus der Niederwies.“ Ab da ist er fast jeden Tag mit dem Motorrad in den kleinen Weiler am Lech gefahren, „immer mit Vollgas und eingezogenem Buckel durch Kreut, weil mich die eifersüchtigen Burschen dort abpassen wollten“, erzählt er lachend. Haben sie nicht geschafft. 1955 wurde geheiratet und Maria zog nach Schongau. In ihrem Häuschen im Forchet, das die Eheleute selbst gebaut haben, lebten sie fortan mit ihren drei Kindern Georg, Franz und Bärbel.

Doch so oft war der ehemalige Technische Werkleiter der Stadtwerke Schongau nicht zu Hause. Franz Dietrich, seines Zeichens passionierter Posaunist, war Gründungsmitglied der Stadtkapelle Schongau (1963) und zeitgleich im Trachtenverein aktiv. Zu dieser Zeit als Vorplattler. Damals ergab sich auch die große Chance, auf den Grundmauern des alten Schützenheims ein Trachtenheim zu bauen. Zusammen mit seinem Bruder Hermann und „acht bis zehn Spezln“ erschufen sie die Heimat der „Schloßbergler“ auf dem Helgoland.

Von den 50er bis in die 90er Jahre bekleidete Dietrich zahlreiche Ehrenämter: Er war Interimsdirigent und stellvertretender Stadtkapellmeister bei den Musikern, Jugendleiter und Vorstand bei den Trachtlern. Von der Stadtkapelle wurde er 1980 zum allerersten Ehrenmitglied, vom Trachtenverein 2006 zum Ehrenvorstand ernannt. Für seine großen Verdienste bekam er von der Stadt Schongau die Silberne Ehrenmedaille verliehen.

Doch Ehrungen sind dem rüstigen Senior, der sich sein spitzbübisches Lächeln bis heute bewahrt hat, nicht so wichtig. Doch was ist ihm wichtig? Was hält ihn jung? „Man muss immer was zu tun haben, darf nicht faul werden“, sagt er bestimmt. Wenn gerade kein Umbau im Trachtenheim ansteht, oder ein Maibaum herzurichten ist, kümmert sich der 90-Jährige um seinen großen Garten. Und seine Urenkel, seine absoluten Sonnenscheine. Ein weiterer Jungbrunnen ist für Franz Dietrich die Gesellschaft: „Man muss unter Leute gehen, sonst lässt der Kopf nach und man wird komisch.“ Und das beherzigte er auch bei seinem großen Fest im Trachtenheim, das er gemeinsam mit seiner Familie, Freunden, Musikern und Trachtlern feierte. Weit in seinen 90. Geburtstag rein.